In der WISO-Ausstrahlung vom 25. März wurden in der Reihe „WISO Trick“ vier Immobilienmakler getestet. Der Ablauf folgte gewohnten Mustern: eine ältere Dame wurde mit einem Mikrofon verkabelt, in einem Nebenraum hörte ein Sachverständiger mit. Lockobjekt war ein ca. 50 Jahre altes Okal-Fertighaus im Berliner Umland in maroden Zustand. Die Heizung und die meisten Gewerke waren mindestens 40 Jahre alt, das Schwimmbad nicht mehr funktionstüchtig und die Fassade bestand aus Asbest.
Aufgrund des erheblichen Sanierungs- bzw. Abrissaufwandes schätzte der Sachverständige das Haus auf € 123.000,-. Dieser ermittelte Preis setzte sich aus dem Bodenwert abzüglich der Abrisskosten und der Entsorgung der schadstoffbelasteten Gebäudeteile zusammen. Aus der Ferne betrachtet und ohne die Details zu kennen, scheint der ermittelte Preis absolut real zu sein.
Um die Kompetenz der Makler zu überprüfen, sollte die fiktive Verkäuferin noch Zusatzfragen zum Grundbuch, zur Heizung, zur Asbestfassade etc. stellen.
Der erste Makler, nach eigener Aussage ein Quereinsteiger (aber mit Erfahrung) war noch nicht einmal in der Lage, den Grundbucheintrag richtig zu interpretieren, hatte keine Ahnung von Asbest und es war ihm nicht bekannt, dass laut Energieeinsparverordnung der Austausch einer 40 Jahre alten Heizung zwingend vorgeschrieben ist. Er taxierte den Verkaufspreis mal eben auf ca.
€ 400.000,-, aber immerhin schien sich in seinem Büro jemand ein wenig auszukennen und einige Tage später wurde der Preis auf € 165.000,- korrigiert.
Der nächste Kandidat vertrat ein weltweit agierendes Maklerunternehmen (wer mag das wohl sein?) und glänzte ebenfalls mit Inkompetenz. Ein wirklicher Brüller war sein Rat, eine Asbestsanierung doch lieber mit einer Schutzmaske vorzunehmen, aber auch seine Einschätzung des Verkaufspreises beruhte auf abenteuerlichen Annahmen. So wurden die Kosten eines fiktiven Neubaus einfach mit dem Bodenrichtwert addiert und heraus kam ein Verkaufspreis von € 457.000,-.
Maklerin Nummer 3 wusste zumindest, dass Fertighäuser aus den 70er und 80er Jahren zumeist mit Schadstoffen belastet sein könnten und erklärte das Haus daraufhin als unbewohnbar. Trotzdem ermittelte sie einen Verkaufspreis von € 419.000,-, indem Sie Grundstücks- und Bruttogrundflächen falsch berechnete und keine Abschläge vornahm.
Der letzte Makler kam über ein Maklervergleichsportal. Dort sind angeblich die besten Makler gelistet, in Wahrheit bezahlen sie das Portal jedoch dafür, potenzielle Verkäufer vermittelt zu bekommen. Qualität bekommen Verkäufer und Käufer hier zumeist nicht geboten, in unserem Fall wird es jedoch fast kriminell. Auf die Nachfrage der Verkäuferin, ob Angaben über Asbest gemacht werden müssten, entgegnete der „Makler“, falls sie dies nicht wisse, könne sie es auch verschweigen und er würde diese Information auch nicht in sein Exposé aufnehmen. Dass falsche oder unvollständige Angaben zu Schäden und Mängeln zur Rückabwicklung des Kaufs und ggf. zu Schadensersatzforderungen führen können, scheint dem Herrn nicht bewusst gewesen zu sein, da fällt es schon fast nicht mehr auf, dass er die Immobilie als Massivhaus einstufte und ihm die Firma „Okal“ gänzlich unbekannt war.
Für jeden seriösen Immobilienmakler muss das Ergebnis des WISO-Tests niederschmetternd sein. Fachliche Inkompetenz gepaart mit gänzlich überzogenen Bewertungen (aus Ignoranz oder um den Auftrag zu erhalten) und krimineller Energie geben wahrlich kein gutes Bild der Branche ab. Man mag die Auswahl der Probanden kritisieren und sich darüber mokieren, dass gerade Berlin ein Haifischbecken geworden ist, in dem sich ob der Immobilienknappheit und der hohen Käuferprovisionen überproportional viele unseriöse Vermittler tummeln. Aber diese Kritik geht am Kern vorbei. Warum gibt es eine dreijährige Ausbildung zur(m) Immobilienkauffrau/kaufmann und diverse Weiterbildungen, wenn jemand für ein paar Euro einen Gewerbeschein kauft, eine 14-tägige „Ausbildung“ bei einer IHK absolviert und damit formal die gleiche Qualifikation erlangt und sich Immobilienmakler nennen darf? Hierzu hat die Politik jahrzehntelang geschwiegen und jeden Anlauf, den Beruf zu reglementieren und ein Zulassungspflicht einzuführen, blockiert.
Untenstehend der Link zum WISO-Test:
https://www.zdf.de/verbraucher/wiso/haus-verkaufen-marktwert-durch-makler-kostenlos-ermitteln-100.html (Link gültig bis zum 20.03.2020)